Das maue Wirtschaftswachstum, die
Sparmaßnahmen und politisch schwer durchzusetzende Steuererhöhungen werden wohl
nicht ausreichen um unseren Schuldenberg abzutragen. Eine weitere Option der Schuldensenker
ist, die Inflationsrate zu erhöhen und gleichzeitig die Verzinsung unter der
Teuerungsrate zu belassen. Somit werden die Schuldenstände pauschal entwertet.
Das ist eine Art Massensteuer, die bereits eingehoben wird, wenn auch im
kleinen Stil. Die Inflationsrate für 2012 war 2,2%. Das ist etwas mehr als ein
Sparbuch abwirft, das auf ein Jahr gebunden ist, von AAA-Staatsanleihen ganz zu
schweigen. Trübe Aussichten für Sparer. Die Suche nach Anlagemöglichkeiten, die
den erwarteten „Wertverlust“ zumindest einschränken sollen, ist im vollen Gange.
Die Antwort ist weniger klar als ich ursprünglich gedacht habe: „Es ist grenzwertig“. Die errechneten Wohnungsrenditen liegen in der Nähe der Sparbuchverzinsung. Kostspielige Hausverwaltungen sind nicht mitberücksichtigt. Im 1 Bezirk ist eine Wohnungsanlage im Segment 50-80 m² derzeit eine Wertvernichtung, in vielen anderen Bezirken ist das beinahe der Fall. Zieht die Inflation an, ist es quasi überall vorbei mit dem Werterhalt. Bei den Kaufpreisen scheint nicht mehr viel Luft nach oben. Außer natürlich die Mieten steigen stark an. Dies sind aber deutlich mehr „sticky“ als die Kaufpreise (mehr dazu das nächste Mal).
Geht es so weiter, kommt es zu einer Immobilienblase. Das mag langfristig orientierte neureiche Russen nicht stören. Die wollen ihr Vermögen diversifizieren und können warten. Weniger auch den wohlhabenden Griechen, die ihr Geld vor dem staatlichen Zugriff entziehen. Für die heimischen Anleger, die vor einem drohenden Wertverlust in eine oder zwei Wohnungen gehen, rechnet sich das jedoch kaum. Gefährlich kann es für kreditfinanzierte Käufe werden, v.a. für jene, die nicht vom Käufer bewohnt werden. Brisant ist die Rolle der Großbanken. Kaum eine, die keinen boomenden Immobilienzweig betreibt.
Zum Abschluss eine Anekdote. Ein wohl betuchter pensionierter Bekannter von mir ging kürzlich auf seine Hausbank um aus Neugierde zu erfragen, wie er in diesen unsicheren Zeiten Geld veranlagen könnte. Der Sachbearbeiter hat ihm zu einem Wohnungskauf geraten. Nicht nur eine Wohnung. Natürlich gleich mehrere, weil man müsste diversifizieren. Mein Bekannter meinte, so viel Geld hätte er nicht, eine Wohnung reicht. „Nein, nein“, erwiderte der Bankangestellte, „dann könnten Sie ja einen Kredit aufnehmen“. Einem Mitte-60er, der Geld veranlagen will, zu einer Verschuldung zu raten, ist eine Frechheit. Insbesondere dann, wenn man versucht ihm das Risiko einer Immobilieninvestition der eigenen Bank anzudrehen. Und das bei Anzeichen einer Spekulationsblase. Hoffentlich war das ein Einzelfall. Er lehnte übrigens dankend ab.
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Und nun die Berechnungsdetails und die Zahlen für Detailverliebte:
Viel Geld fließt seit Krisenbeginn in
Immobilien. Primär sind Ballungszentren betroffen. Ein Anleger möchte ja
schließlich fungibel bleiben und im ländlichen Raum gibt es meist keinen Markt.
Folglich sind die städtischen Immobilienpreise seit dem Krisenbeginn im Herbst
2008 massiv angestiegen, in Teilen der Wiener Innenstadt um über 100%. Auch
Mieten verteuerten sich, letztes Jahr im nationalen Durchschnitt um 4,4% (lt. ZIB
um 13 Uhr vom 16.1. 2013).
In den Immobilienbeilagen der Zeitungen finden
wir vermehrt die „Anlegerwohnungen“. Man legt sein Geld also nicht auf ein
Konto, sondern kauft eine Wohnung und vermietet diese. Vergleichen wir nun
diese Anlage mit einem klassischen Sparbuch. Im Gleichgewicht sollte die Miete,
nach Berücksichtigung von diversen Nebenkosten eine gleich hohe Verzinsung
bringen wie ein Sparbuch. Ich hab mich gefragt, ob das für Anleger wirklich ein
Geschäft ist? Schaffen sie den Werterhalt durch die Umschichtung in Immobilien?
Die Antwort ist weniger klar als ich ursprünglich gedacht habe: „Es ist grenzwertig“. Die errechneten Wohnungsrenditen liegen in der Nähe der Sparbuchverzinsung. Kostspielige Hausverwaltungen sind nicht mitberücksichtigt. Im 1 Bezirk ist eine Wohnungsanlage im Segment 50-80 m² derzeit eine Wertvernichtung, in vielen anderen Bezirken ist das beinahe der Fall. Zieht die Inflation an, ist es quasi überall vorbei mit dem Werterhalt. Bei den Kaufpreisen scheint nicht mehr viel Luft nach oben. Außer natürlich die Mieten steigen stark an. Dies sind aber deutlich mehr „sticky“ als die Kaufpreise (mehr dazu das nächste Mal).
Geht es so weiter, kommt es zu einer Immobilienblase. Das mag langfristig orientierte neureiche Russen nicht stören. Die wollen ihr Vermögen diversifizieren und können warten. Weniger auch den wohlhabenden Griechen, die ihr Geld vor dem staatlichen Zugriff entziehen. Für die heimischen Anleger, die vor einem drohenden Wertverlust in eine oder zwei Wohnungen gehen, rechnet sich das jedoch kaum. Gefährlich kann es für kreditfinanzierte Käufe werden, v.a. für jene, die nicht vom Käufer bewohnt werden. Brisant ist die Rolle der Großbanken. Kaum eine, die keinen boomenden Immobilienzweig betreibt.
Zum Abschluss eine Anekdote. Ein wohl betuchter pensionierter Bekannter von mir ging kürzlich auf seine Hausbank um aus Neugierde zu erfragen, wie er in diesen unsicheren Zeiten Geld veranlagen könnte. Der Sachbearbeiter hat ihm zu einem Wohnungskauf geraten. Nicht nur eine Wohnung. Natürlich gleich mehrere, weil man müsste diversifizieren. Mein Bekannter meinte, so viel Geld hätte er nicht, eine Wohnung reicht. „Nein, nein“, erwiderte der Bankangestellte, „dann könnten Sie ja einen Kredit aufnehmen“. Einem Mitte-60er, der Geld veranlagen will, zu einer Verschuldung zu raten, ist eine Frechheit. Insbesondere dann, wenn man versucht ihm das Risiko einer Immobilieninvestition der eigenen Bank anzudrehen. Und das bei Anzeichen einer Spekulationsblase. Hoffentlich war das ein Einzelfall. Er lehnte übrigens dankend ab.
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Und nun die Berechnungsdetails und die Zahlen für Detailverliebte:
Zuerst habe ich die durchschnittlichen Immobilienpreise
der Kategorie 51-80 m² für Miete wie Kauf vom 28.1.2012 für Wien betrachtet.
Die Zahlen basieren auf online gestellten Werten, also der jeweiligen
Verhandlungsbasis. Die Werte sind etwas nach oben verzerrt, vermutlich die
Kaufpreise ein wenig stärker als die Mieten, aber sei’s wie’s sei. Wir nehmen einfach
an, dass die Abweichungen nach oben für Mieten wie für Quadratmeterpreise
gleich sind.
Die Verzinsung der Wohnung benötigen wir den jährlichen
Nettomietzins, also jenen Betrag, der vom Mieter für die Überlassung der
Wohnung an den Vermieter geht. Nehmen wir nun an, dass Mieten nicht regelmäßig
einlangen und Reparaturen anfallen. Pauschalieren wir diese Kosten mit 15% der
jährlichen Miete. Nebenbei sei angemerkt, dass der Mieter zusätzlich noch
Betriebskosten, Abgaben etc. zahlt.
Mieteinkünfte sind zu versteuern. Sie
unterliegen der Einkommenssteuer. Warum die Immobilienverzinsung für Private kein
Kapitalertrag ist, sondern als Einkommen zählt, weiß ich nicht. Nehmen wir nun
an, dass jene Damen und Herren, die Wohnungen vermieten, zu den Gutverdienern
dieses Landes zählen. Für diese greift der Grenzsteuersatz von 38,33%. Die
Bemessungsgrundlage ist der Nettomietzins, von dem man einige Abzüge machen
kann: Abschreibung auf die Wohnung (1,5% vom Anschaffungswert plus
Kaufnebenkosten), Herstellung & Instandhaltung, Zinsen für allfällige
Kredite, Werbungskosten inkl. Rechtsberatung etc. Nehmen wir die
Kaufnebenkosten mit 10% an, den Rest setzen wir der Einfachheit halber mit
Null.
Der Mittelwert der Renditen nach Steuern liegt
bei 2.86%. Das ist besser als ein Sparbuch. Der Anleger muss sich jedoch um die
Wohnungsverwaltung kümmern. Würde man eine professionelle Wohnungsvermietung
beauftragen (was ratsam ist wenn man nicht gerade Mietrechtsexperte ist), sinkt
die Rendite nochmals deutlich ab. Wie weit, hängt von der gewählten Verwaltung
ab. Das Honorar lt. Verbandsempfehlung beträgt im Regelfall 10% des Bruttomietzins.
Wenn wir die Mieterträge nach Steuern nun mit
dem Kaufpreis inkl. Nebenkosten in Beziehung setzen, erhalten wir über die
Bezirke folgende Verzinsung:
Gunther Tichy meint in einem Kommentar im Standard, dass die staatlich verordnete Schuldensteuer zu kurz gegriffen sei und es eigentlich um den Veranlagungsmarkt in Europa geht:
AntwortenLöschenhttp://derstandard.at/1360161028122/Schreckgespenst-finanzielle-Repression
Der derzeitige Zins-Inflations-Spread mag andere Ursachen haben. Ich glaube dennoch, dass die Schuldner nicht unglücklich über eine "finanzielle Repression" wären. Die expansive Geldpolitik kann mittelfristig durchaus zu deutlich höherer Inflation führen und dann wird sich zeigen wie Notenbanken in ihrer Zinssetzung reagieren.
Was sie hier Schreiben lässt wesentliche Aspekte aus durch die Renditen bei Immobilien erwirtschaftet werden.
AntwortenLöschenWenn es so wäre wie sie Beschreiben, dann hätten wir vielleicht auch die sozialen Probleme nicht die durch den Immobilienmarkt entstehen.
Leider aber werden die Gewinne von Immobilienspekulanten massiv mit Steuersubventionen finanziert. Sprich, die Menschen die einen immer größeren Anteil ihrer Einkommen für Mieten aufbringern müssen, bezahlen auch noch die Gewinne der Immobilienbesitzer in Form von Steuersubventionen an die Hausbesitzer.
siehe dazu diese Studie der ISW München:
http://www.isw-muenchen.de/download/wohnen-clsch.pdf
Daraus berechnung der Kapitalrendite für Immobilien:
Ermittlung der Kapitalrendite
bei einem Steuersatz von
38 % 42 % 45 %
Steuersubvention aus 16,03 Euro =
6,09 EUR 6,73 EUR 7,21 EUR
plus Mietüberschuss
0,55 EUR 0,55 EUR 0,55 EUR
= monatlich:
6,64 EUR 7,28 EUR 7,76 EUR
= jährlich:
79,68 EUR 87,36 EUR 93,12 EUR
Auf das eingesetzte Eigenkapital von 625 EUR
pro qm ist das eine Kapitalrendite von
12,8 % 14,0 % 14,8 %
Wegen der niedrigeren Gebäudeabschreibung nach 10 Jahren sinkt zwar die Kapitalrendite, doch
durch regelmäßige Mietsteigerungen wird diese Einbuße mehr als ausgeglichen.
Verstehe ich nicht so ganz.
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