Gilles Saint-Paul sagt in einer interessanten Diskussion auf dem Economist zu Gewerkschaften:
Gewerkschaften reduzieren im allgemeinen die Wohlfahrt. Gilles Saint-Paul argumentiert auf der Basis der Textbuchökonomie, dass Gewerkschaften wie Kartelle agieren. Durch die überhöhte Lohnabschlüsse verlieren Arbeitslosen und Beschäftigte in Branchen die nicht gewerkschaftlich organisiert sind. Diese haben in der Folge geringere Lebensstandards. Dies zeigt sich in den Lohnunterschieden für Arbeiten ähnlicher Qualifikation über Branchen hinweg. Diese Ungleichheiten sind groß und hängen zum Teil von der Verhandlungsmacht der Gewerkschaften ab.
In der Regel sind Gewerkschaften in größeren Unternehmen mit Marktmacht stärker und können einen Teil der Monopolrenten abschöpfen. Dies führt in der Folge zu noch höheren Preisen und Wohlfahrtsverlusten. Gewerkschaften spielen deshalb eine positive Rolle insbesonders in wettbewerblichen Branchen, wo nur geringe Renten abgeschöpft werden können. In diesem Fall können Gewerkschaften zur Strukturierung von Lohnverhandlungen beitragen.
und in seinen Worten:
Given that unions tend to reduce the welfare of consumers in general, including some poor and precariouslypositioned workers, and increase the welfare of some specific categories of workers who are relatively well-off, it is hard to argue that unions play a useful redistributive role.
(....)
Unions do not provide a countervailing force to the supposed power of big business. Whenever big business gets rents from monopoly power, unions often manage to share some of those rents (this explains why unions are more present in concentrated industries like automobiles, as opposed to, say, retail trade). This benefits the employees of big business, and it has indeed been shown that these employees enjoy higher wages and greater fringe benefits. But by raising labour costs it further adds to the harm done to consumers (and workers in the competitive sector) by the monopoly power of business. In addition to being too high because firms collude, the price is also too high because employees collude. Furthermore, the interests of the union and their employers are convergent whenever they deal with the outside world: both want to increase the revenue that the firm or the industry can extract through lobbying activities. To the extent that union leaders provide additional voices, unionisation adds to the lobbying power of an industry.
Damit hat Gilles Saint-Paul natürlich recht. Insider-Outsider Probleme sind zentrale Probleme von Gewerkschaften und der gewerkschaftlichen Linken, aber natürlich auch von Branchenverbänden der Industrie.
Dem ist aber noch etwas hinzuzufügen. Gewerkschaften determinieren soziale Normen der gerechten Entlohnung und spielen dadurch eine Rolle in der Umverteilungsdiskussion. Insbesondere, wenn die Politik der Gewerkschaften auch die Arbeitslosen und nicht-organisierte Arbeiter mit berücksichtigt. Aber wer anders als Interessensgruppen der Betroffenen sollen sich für Krankenversicherung, Pensionen, Arbeitsplatzsicherheit, billiges Wohnen, Bildungspolitik und andere Erungenschaften der demokratischen Marktwirtschaft einsetzen, die
Mark Thoma dem Staat überantworten möchte. Einem starken Ideal-Staat der sozialen Marktwirtschaft sozusagen, der unpolitisch im besten Interesse der Allgemeinheit handelt. Das Staatsverständnis mancher Ökonomen verwirrt mich manchmal schon. Denn wenn ein solcher Staat genau so handlen soll, dann brauche ich Gewerkschaften oder ähnliche Interessensverbände. Oder nicht? Any ideas?