Freitag, 11. März 2011

zurück zur natur oder experimentierkasten?

Der oder besser ein (weiterer) Pakt für den Euro (pdf) wurde in Brüssel unterzeichnet. Daniel Gros meint es wäre kein großer Schritt: "No default will ever be allowed, but all bailouts will be preceded by tough talk” und weiter:
Once again they have failed to think through the consequences of their actions from the perspective of the markets. They failed to think through what this weekend’s decision will mean for the options they will face in the future.

Die Frage ist ob Griechenland einen Primärüberschuss von 5,5% des BIP für alle Zeiten schaffen kann und ob die Zinsen nicht zu hoch steigen. Dies bedeutet konkreterweise, dass Griechenland einen indirekten Bail-Out bekommt oder schon hat. Aber langfristig kann der Pakt für den Euro kann nur funktionieren, wenn ein Normalszenario für die periphären Länder möglich ist.

Mit Normalszenario meine ich x<60 href="http://ideas.repec.org/a/fip/fedhep/y2006iqiip44-55nv.30no.2.html">Bliss und Kaufman haben einen guten und ausführlichen Vergleich zwischen der normalen Insolvenzregulierung und dem FDIC vorgehen in den USA).
Dies kann nur über ein spezielles Insolvenzverfahren, welches den Wertpapierbereich und den Geschäftsbankenbereich trennt gehen. Luigi Zingales forderte in einem Beitrag zur Zukunft der Finanzmarktregulierung vor einiger Zeit "a new Glass-Steagall Act separating mutual fund management from investment and commercial banking". Neues dazu habe ich länger nicht gelesen. Und wer sollte mögliche Insolvenzen von global aktiven Banken abwicklen? Die schwarzen Helikopter der UN?

Eine derartige Situation könnte auch zu einer Nationalisierung (zum Nulltarif) mehrerer großen Banken führen. Dies würde die Möglichkeit erschaffen ein neues Blümchen-Banking Finanzsystem zu designen. "Zurück zur Natur" sozusagen. Mit höheren Mindestreservensätzen für größere Banken, Trennung von Banken und Investmentgesellschaften und vielem weiteren, was zu Beginn der Krise in den Raum gestellt wurde. Dort aber nicht abgeholt wurde. Oder noch radikaler ein Bankensystem mit 100% Mindestreserven und Regulierung von allem was zu connected oder to big to fail ist. Ob das Banken, Hedgefonds, Versicherungen, Staatsinstitute oder fliegende Untertassen sind.

Aber irgendwie glaube ich nicht wirklich, dass der "Experimentierkasten" ausgepackt wird und auch nicht, dass "zurück zur Natur" eine politisch realistische Option ist. Der politische Wille solche Risiken einzugehen ist eindeutig begrenzt und letztlich verständlich, denn die Unsicherheit über die Auswirkungen ist hoch. Bankensteuern sind letzlich etwas anderes als die Reduktion oder Eliminiation von regulatorischer Arbitrage.

Daher bleibt die Gefahr, dass der Euro die Funktion des Goldstandards in der großen Depression übernimmt, wie von Eichengreen/Temin argumentiert. Fixierte Wechselkurse führen dazu, dass Abwertungen unmöglich sind und Leistungsbilanzungleichgewichte allein durch reale Anpassungen (Löhne, Produktivität) ausgeglichen werden können. Inländisches Abwerten führt aber zu einer Explosion der Staatsverschuldung. Eine Restrukturierung der Staatsverschuldung der Länder in der Peripherie auf die eine (Bail-Out durch die anderen Länder) oder andere (Haircut) Art und Weise ist dafür notwendig. Sauberer wäre zweifellos ein Haircut. Denn ein missglückter Bail-Out über die anderen Länder hat das Potential auch das politische Projekt EU zu beschädigen. Aber hope ist last to die, wie auch Daniel Gros anmerkt:
All our leaders can do now is to hope that the road will take a decisive turn for the better; and that the new ‘Pact for the euro’ helps them avoid future accidents.

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