Freitag, 4. März 2011

Trichet & der angekündigte Zinsschritt

Heute früh beim Zeitungslesen habe ich fast den Kaffee verschluckt. Trichet meint die Zinsen sollen steigen ..... Der angekündigte Zinsschritt der EZB kann vielleicht nachvollziehbar sein wenn die EZB die alte Deutsche Bundesbank wäre, die antizipatorisch eine Überhitzung der deutschen Wirtschaft durch eine D-Mark-Aufwertung verhindern möchte. Doch der Euro ist nicht die D-Mark, der Euro-Raum nicht Deutschland, und importierte Inflation in der derzeitigen Situation nicht angebracht um eine restriktive Politik anzukündigen. Warum das keine gute Idee ist argumentiert Kantoos Economics in einem lesenswerten Post mit dem Titel "Is Trichet out of his ..... mind". Selber lesen, hier nur die Zusammfassung:
  1. Das nomimale Bruttoinlandsprodukt ist unter dem Trendwachstum und fallend!
  2. Das 2% Inflationsziel ist für eine heterogene EU zu eng. Ein höheres Ziel wäre angebracht.
  3. Inflation getrieben von globaler Nachfrage oder Anpassungen zu neuen Gleichgewichten ist für Länder mit einer Nachfrageschwäche kein Grund eine restriktive Geldpolitik zu fahren sollten keine Zweitrundeneffekte erkennbar sein.
  4. Wer eine harte Geldpolitik so rasch wie möglich haben möchte, sollte die Geldpolitik in einem ersten schritt sehr aggressiv expansiv gestalten. Dabei zitiert Kantoos Friedman, der meinte, dass niedrige Zinssätze kein Anzeichen für billiges Geld, sondern zeigen, dass Geld knapp war.
  5. Die Europäische Kreditkrise ist noch nicht vorbei.
Folgende Grafik von Kantoos Economics verdeutlicht den Befund der Nachfrageschwäche: Die schwarze Linie stellt das nominale BIP der Eurozone dar (die Quantitäten auf der linken Achse), die graue Line ist das Trendwachstum und die grüne Linie die Abweichung des nominalen Wachtums vom nominalen Trendwachstum in % (rechte Achse). Die grüne Linie zeigt, dass sich die Lücke zum Trend bisher nicht schließt sondern größer wird.


Vor diesem Bild der makroökonmischen Entwicklung schließt Kantoos, dass eine rein auf Inflation ausgerichtete Geldpolitik ("Geldwertstabilität") die Krise noch verschärfen kann:
If there is a slight chance for solving this crisis without even more damage, the peripheral countries need to grow! How insanely incompetent do you have to be to worry about globally driven energy prices in a situation like this?
Im Interview mit der Presse meint Peter Brandner, dass die steigenden Preise für Nahrungsmittel und Öl primär realwirtschaftliche Ursachen haben und meint, dass es keine Anzeichen für kräftige Inflation gibt.


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