Donnerstag, 25. Oktober 2012

Staatsausgabenmultiplikatoren ...

In der letzten Post fragte ich mich ob Staatsausgabenmultiplikatoren asymmetrisch sein können. Und der Economist hat den Artikel dazu. Nicht zur Asymmetrie von restriktiver und expansiver Politik, aber von der Asymmetrie von Multiplikatoren über den Konjunkturzyklus: No short cuts: Short-term austerity in the aftermath of a severe crisis may prove more painful than thought.

Free Exchange gibt noch ein bisschen Kontext dazu:
The broad move toward austerity is real, despite what you may have heard. Cyclically-adjusted deficits across advanced economies declined from 5.9% of GDP to 4.3% from 2010 to 2012, including a drop of 1.9 percentage points in America, 2.6 percentage points in the euro area, and 2.7 percentage points in Britain. Japan is the sole outlier among major advanced economies.
Zur Erinnerung Staatsaugabenmultiplikatoren beschreiben den Effekt von Änderungen in den Staatsausgaben und Steuern auf das BIP. Bei einem Multiplikator von 1,2 führt eine Erhöhung der Staatsausgaben um 1 Euro zu einem um 1,2 Euro höheren BIP. Bei einer Reduktion der Staatsausgaben um 1 Euro reduziert sich das BIP um 1,2 Euro. Bei einem Multiplikator von 0.5 würde die Reduktion der Staatsausgaben um 1 Euro das BIP nur um 50 Cent reduzieren. Daher ist die Höhe des Multiplikators wesentlich für die Wirkung von Budgetkonsolidierungen.

Es gibt Schätzungen von Multiplikatoren wie Sand am Meer. Alesina und Ardagna (2012) argumentieren, dass Budgetkonsolidierungen expansiv sein können. Allerdings zeigen die meisten Studien, dass der Multiplikator in der Regel um 1 liegt. Im Economist wird ein Teil der Evidenz so beschrieben:

In a 2010 paper Alan Auerbach and Yuriy Gorodnichenko of the University of California, Berkeley argued that the fiscal multiplier may be negative during booms, meaning that spending cuts actually raise growth. In recessions, by contrast, it could be as high as 2.5. A study by Lawrence Christiano, Martin Eichenbaum and Sergio Rebelo of Northwestern University suggested that although the multiplier may hover at around 1 normally, it could rise to more than 3 when interest rates fall to near zero, leaving the central bank with less room to act.
Auerbach und Gorodnichenko finden, dass der Multiplikator in Rezessionen auf bis zu 2.5 steigen kann, während er in Boomphasen sogar negativ sein kann. Christiano, Eichenbaum und Rebelo zeigen, dass der Multiplikator einen Wert von 3 erreichen kann, wenn der "zero lower bound" erreicht wird.

Diese Ergebnisse hinterfragen den (impliziten) Konsens eines Multiplikators von knapp unter 1, der besagt, dass Staatsausgaben stabilisieren, aber doch teilweise zu einer Verdrängung von privaten Aktivitäten führen (Multiplikator < 1) oder private Ausgaben nicht verstärken (Multiplikator =1). Mit Multiplikatoren in der Reichweite von 2.5 oder 3 sind wir in einigen Ländern in Europa klar in der "alten" keynesianischen Welt der Makro-Einführungslehrbücher, wo Staatsausgaben zu zusätzlicher privater Wirtschaftstätigkeit führen könnten, diese Länder aber keine Möglichkeiten haben einen Stimulus umzusetzen ...

Ein bisschen Struktur und Institution fehlen mir da doch noch in der Argumentation, obwohl sie sehr plausibel ist. Vielleicht bin ich doch ein bisschen zu österreichisch um ein "alter" Keynesianer zu sein ;).







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