Mittwoch, 22. August 2012

Why cant we have a better press corps: UBS Studien Edition

Nach einer Studie der UBS, welche in der österreichischen Presse weitgehend unreflektiert übernommen wurde haben in  Österreich die Realeinkommen in den Jahren 2000 bis 2010 um bis zu 35% abgenommen. Die Presse kleisterte die Daten auf die Titelseite. Die kleine Zeitung aber auch die meisten anderen österreichischen Zeitungen druckten die Ergebnisse unkommentiert ab. Die Grafiken aus der Presse sind die Folgenden.

Sind die Werte plausibel? NEIN, denn eins und eins sind nicht gleich 7.5. Es ist klar, dass Österreich nicht die besten Wirtschaftsjournalisten der Welt hat, aber, dass das unkommentiert abgedruckt wird überrascht mich doch. Denn es zeigt, dass diese "Experten"  keinen blassen Schimmer von dem haben worüber sie schreiben und es sich auch nicht die Mühe machen ein bisschen zu recherchieren.

Warum sind die Werte nicht plausibel. Die Leistungsfähigkeit der Österreichischen Volkswirtschaft (Bruttoinslandprodukt) hat zwar in der Krise gelitten (-3,8% 2009) war aber sonst immer positiv  von +0,9% 2001 und 2002 bis +3.7% (2000, 2006 und 2007). Die Inflationsrate war in der schlimmsten Zeit knapp über 3% und in der Regel +/- 2%. Diese Inflationsentwicklung legt nahe dass ein solcher Wert völlig unrealistisch ist, denn dann müssten die Nominaleinkommen konstant geblieben sein. Es gab aber nur positive Lohnabschlüsse somit müssten Österreichs werte im Schlechtesten Fall so aussehen wie jene für Italien und Deutschland. Vermutlich aber besser, denn Österreich hatte 2000-2010 im europäischen Vergleich eine überdurchschnittliche Entwicklung. Gegeben diese Fakten, kann das Ergebnis der UBS nicht stimmen .... 

Heute gibt es einen Kommentar von Eric Frey im Standard der darauf hinweisst, dass die Zahlen falsch sein müssen. Die Poster schlagen Kapriolen und vergehen in Empörung. Soviel Unwissen und Faible für Weltverschwörung verschlägt einem die Sprache. Wenn das die Leser von Qualitätszeitungen sind, ist es klar, warum Österreich keine Qualitätszeitungen haben kann.

Der heutige Kommentar von Josef Urschitz in der Presse bringt dies auf den Punkt:

Und das nährt einen schlimmen Verdacht (der unterdessen bereits von einigen Ökonomen geteilt wird): Das in den offiziellen Statistiken ausgewiesene Realwachstum ist zum guten Teil statistischer Schein. Die Realität sähe dann so aus, dass Europa (und die USA) seit Längerem kein reales Wirtschaftswachstum mehr erzielt und die Realeinkommen konsequenterweise sinken. Das ganze Umfeld, vom Arbeitsmarkt bis zum finanziellen Zustand der Staatsbudgets, deutet im Übrigen darauf hin, dass dieser Befund der Realität deutlich näher kommt als die offiziellen Statistiken.
 Die Inflationsberechnung ist schuld. Ist dem wirklich so? Urschitz wärmt wieder mal die Geschichte auf, dass Inflationszahlen absichtlich falsch erstellt würden ... das geht in Richtung Weltverschwörung. In den USA hat John Williams mit dem Shadow Govenment Statistics versucht dies zu zeigen. Leider ist seine Arbeit weitgehend Scharlatanerei (z.B. James Hamilton, Traders Crucible). Wenn man es öfter schreibt wird es auch nicht wahrer. Traurig.

Dabei gäbe es so viel spannendes über Inflation zu sagen, wie etwa welche Umverteilungswirkungen Inflation hat, warum inflation so böse sein soll usw.