Dienstag, 7. April 2009

CDS als Betrugsinstrument oder What was the business of AIG?

Credit default swaps (CDS) gelten als toxische Wertpapiere. Einen Überblick über Credit Default Swaps als Boten des Untergangs gebe ich hier (1,2). Blick Log hat einen praktischen und für weiter suchende empfehlenswerten Überblick zu giftigen Wertpapieren im detail. Doch wie giftig waren die CDS wirklich? Und was wurde damit gemacht. CDS sind eigentlich ein Versicherungsinstrument und AIG ist eigentlich ein Versicherungsunternehmen mit einer etwas dunkleren jüngeren Vergangenheit. Bisher ging es immer darum, dass CDS als Spekulationsobjekte "missbraucht" wurden. Aber via Robert Waldman von Angry Bear bin ich auf den Post AIG: Before CDS, There Was Reinsurance von The Institutional Risk Analyst (Chris Whalen) gestoßen.

Chris Whalen wunderte sich warum AIG sich so schnell in das CDS-Geschäft gestürzt hat, obwohl es im Verhältnis zum traditionellen Versicherungsgeschäft sehr stark mit dem Marktgeschehen korelliert ist. Dabei sind sie auf relativ ungewöhnliches Geschäftsgebahren bereits vor dem Eintritt ins CDS geschäft gekommen:

In der Versicherungsbranche ist Rückversicherung ein gängiger Vorgang um Risiken zu steuen. Dabei wird der Schadensfall des Erstversicherers ganz oder teilweise von einer weiteren Versicherungsgesellschaft versichert. Allerdings eignen sich Rückversicherungsverträge auch um Bilanzfälschung zu betreiben, nämlich dann wenn eine Seitenvereinbarung (side letters) getroffen wird, dass die Rückversicherung nur auf dem Papier besteht. Dies ist gut für den Rückversicherer weil er Gebühren verdient, dient dabei aber in Wirklichkeit nur dazu Regulatoren, Investoren oder Vertragspartner in die Irre zu führen und falsche Tatsachen vorzugaukeln. In der Regel sollen die Gebühren ca. 6 % p.a. betrogen haben.

Diese Seitenvereinbarungen sind geheime Vereinbarungen die wenigen im Unternehmen bekannt sind und die internen und externen Auditoren, Regulatoren und anderen Versicherern vorenthalten werden. Denn mit dem Auffliegen der Seitenvereinbarung wird klar, dass keine Rückversicherung bestand und betrügerischen Zwecken diente. Laut dem Text hat die Verwendung dieser Seitenvereinbarungen über die Zeit zugenommen. Und bei vielen Zusammenbrüchen von Versicherungen wurden solche Seitenvereinbarungen, die auf gewerbsmäßigen Betrug hinwiesen gefunden. AIG hat diese Vereinbarungen auch auf Nichtversicherer ausgedehnt. Spät aber doch hat die Security Exchange Commission (SEC) zu ermitteln begonnen. Einer der ersten Fälle war jener wo AIG dem Unternehmen Bridgepoint half mit Hilfe von Versicherungsleistungen die Bilanz zu schönen. AIG wurde dafür von der SEC zu 10 Mio. $ Strafe verurteilt. Ein ähnlich gelagerter Fall hat PNC Financial betroffen, wo ebenfalls AIG mitgeholfen hat die Bilanz zu schönen. Wieder wurde ein Vergleich zwischen der SEC und AIG gefunden. In beiden Fällen hat AIG mitgeholfen die wahre Natur des Riskos dieser Unternehmen vor Investoren, Regulatoren und Konsumenten zu verschleiern. Auf der anderen Seite half General Re, eine Tochter von Berkshire Hathaway, 2000/2001 AIG die Bilanz zu schönen, wie die Süddeutsche schreibt:
Eliot Spitzer, damals Generalstaatsanwalt von New York, hatte herausgefunden, dass AIG die Bilanzen schönte. Ein besonders krasser Fall betraf die Rückversicherung General Re aus dem Reich des Investors Warren Buffett. Nach außen sah die Transaktion so aus, als verkaufe AIG an General Re für 500 Millionen Dollar Versicherungsleistungen. In Wirklichkeit verdiente AIG dabei aber kein Geld, sondern zahlte eine Gebühr an General Re, weil die Operation nur dazu diente, die Erosion von Reserven bei AIG zu kaschieren.
Diese Vorfälle und insbesondere dass bei Zusammenbrüchen von Versicherern immer wieder Seitenvereinbarungen auftauchten machte allen klar, dass Geld verdienen mit Versicherungen mit Seitenvereinbarungen nicht mehr so ungefährlich war. Interessanterweise war bei AIG dieselbe Abteilung für diese Rückversicherungen (inkl. Seitenvereinbarungen ) zuständig, die massiv in das Credit Default Swap Business einstieg. Die Frage die sich jetzt stellt ist ob AIGs CDS Produkte mit oder ohne Seitenvereinbarung waren. Laut The Institutional Risk Analyst waren es Bilanzverschönerungsprodukte:
Indeed, our sources as well as press reports suggest that the CDS contracts written by AIG may have included side letters, often in the form of emails rather than formal letters, that essentially violated the ISDA agreements and show that the true, economic reality of these contracts was fraud plain and simple. Unfortunately, by not moving to seize AIG immediately last year when the scandal broke, the Fed and Treasury may have given the AIG managers time to destroy much of the evidence of criminal wrongdoing.

Only when we understand how AIG came to be involved in CDS and the fact that this seemingly illegal activity was simply an extension of the reinsurance/side letter shell game scam that AIG, Gen Re and others conducted for many years before will we understand what needs to be done with AIG, namely liquidation. Seen in this context, the payments made to AIG by the Fed and Treasury, which were then passed-through to dealers such as Goldman Sachs (NYSE:GS), can only be viewed as an illegal taking that must be reversed once the US Trustee for the Federal Bankruptcy Court for the Southern District of New York is in control of AIG’s operations.

1 Kommentar:

  1. Anonym17:32

    Das CDS-Portfolio von AIG war meiner Meinung nach mit oder ohne Nebenabreden mindestens Untreue, denn die Deckungsmasse reichte nie im Leben aus auch nur einen Teil der CDSe im Fall eines Credit Event zu bedienen. Man munkelt, dass die nicht einmal ausgereifte Risikobewertungsmodelle hatten, um den Kapitalbedarf aus den Geschäften abzuschätzen. Es ist also nicht so, dass die sich nur verschätzt hatten - die wollten es gar nicht wissen, weil es ihnen egal war.

    PS: Klasse Blog, übrigens.

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