Samstag, 7. März 2009

Credit Default Swaps als Boten des Untergangs II

In der letzten Post habe ich CDS als Indikatoren des Untergangs dargestellt. In dieser Post geht es um CDS als Element der Krise, über das schon viel geschrieben wurde - aber nicht hier ;-).

Dies hat zwei Elemente: CDS sind nur das Wert was der Aussteller (Sicherungsgeber) leisten kann, der sogenannte Counterparty Risk. Viele CDS wurden z.B. von der Versicherungsgesellschaft AIG ausgestellt, die selbst immer wieder gerettet wird. Zum zweiten wurden CDS selbst zum Spekulationsobjekt. Zweiteres hat ersters Verstärkt und deshalb haben CDS mitgeholfen das systemisches Risiko zu verstärken.

Marktteilnehmer die auf eine Zahlungsunfähigkeit wetten wollten, hatten jetzt ein Instrument auf die Uneinbringlichkeit verschiedener Anleihen, Darlehen oder verbriefte (sekuritizierte) Darlehen oder Hypothekardarlehen wetten wollten, konnten das, ohne die dem CDS zugrundeliegenden Anleihen selbst zu halten. Kurz gesagt, wenn ein Marktteilnehmer denkt ABCD wird in Zahlungsschwierigkeiten kommen kann man darauf spekulieren indem man ein CDS kauft. Auf der anderen Seiten, wenn ein Marktteilnehmer denkt, dass ABCD keine Zahlungsschwierigkeiten haben wird, dann kann man einen CDS ausstellen und an einen anderen Marktteilnehmer verkaufen. Also Spekulation.

Als solches noch nichts schlechtes, denn nur so kann der Marktprozess als Entdeckungsverfahren funktionieren. Leider braucht es manchmal etwas mehr als einen Marktprozess, damit der Markt auch nachhaltig funktionieren kann. Eine gewisse Ordnung - oft auch Regulierung genannt.

Das Wachstum des Marktes war atemberaubend: Der Nominalwert gehandelter Kreditderivate war bis 2007 bis auf 62 Billionen (um US gebrauch Trillionen) Dollar gewachsen. Im Rahmen Turbulenzen viel das Volumen auf 54,6 Billionen Dollar. Eine alte Grafik der NYT verdeutlicht das Wachstum des Marktes.



Das Problem ist nun das, wenn zuviele Marktteilnehmer die Versicherung nur zu Wettzwecken kaufen. Im NZZ-Folio wird das so beschrieben:

Satyajit Das behauptet, während seiner Zeit in der Branche seien immer mehr CDS zu Spekulationszwecken benutzt worden und immer weniger zu Versicherungszwecken. Die Zahl der ersteren habe die Zahl letzterer um ein Vielfaches übertroffen. Die Zahlen sind in der Tat unglaublich. Andrew Ang, Professor an der Columbia Business School und Experte für den CDS-Markt, beschreibt die Situation so: «Das Volumen des Markts für Unternehmensobligationen beträgt ungefähr 5000 Milliarden Dollar, und der Nennwert aller ausstehenden CDS beläuft sich auf 60 000 Milliarden Dollar.»

Mit anderen Worten: Der Wert aller Unternehmensobligationen auf der Welt beträgt 5000 Milliarden Dollar, aber die Leute haben 60 000 Milliarden auf diese Obligationen gewettet. Auf jede Anleihe kommen zehnmal so viele Leute, die versprochen haben, den vollen Nennwert dieser Obligation auszuzahlen, falls die entsprechende Firma pleitegeht. Und dann sei da noch ein wichtiges Detail, sagt Andrew Ang: «All das geschieht völlig ungeregelt… zum Teil, weil man es nicht regeln wollte.
Es gibt CDS auf Bankanleihen, Unternehmensanleihen, Staatsanleichen aber auch auf Verbriefungen von subprime mortgages. Die mangelnde Regulierung des Markets ist jetzt problematisch, weil es die Aussteller von CDS trifft (z.B. Barn Stearns, AIG oder Lehman Brothers), damit wären die aber CDS nichts mehr wert. Deshalb wurde AIG gerettet. Die Geschichte von AIG ist hier. Eine Kritik hier.

Warren Buffet hat die CDS einmal als »finanzielle Massenvernichtungswaffen« bezeichnet. Er sagte »Wenn Derivat-Kontrakte nicht besichert oder garantiert werden, hängt ihr Wert letztendlich von der Kreditwürdigkeit der Parteien ab. Einstweilen aber berichten die Parteien, bevor ein Vertrag unterzeichnet wird, Gewinne und Verluste – oft riesigen Ausmaßes – in ihrer Gewinnaufteilung, ohne dass auch nur ein Penny den Besitzer wechselt. Das Ausmaß der Derivat-Kontrakte ist lediglich durch die Fantasie des Menschen (oder manchmal, so scheint es, der Verrückten) begrenzt.«

Dass der Markt nicht reguliert wurde ist ein Regulierungsversagen, das zu einem Marktversagen geführt hat. Staatsversagen, weil die notwendige Ordnung einen Markt funktionieren zu lassen nicht eingerichtet wurde, es wurde ja nichteinmal eine öffizielle Börse eingerichtet. CDS werden privat (OTC) von Banken, Versicherungen oder anderen Marktteilnehmern gehandelt.

Warum wurde nicht reguliert? CDS sind eigentlich Versicherungsprodukte und die werden bekanntlich stark reguliert. Da gibt es einige Gründe die sich finden lassen:

1. Hebel (Leverage): Lever­age bedeutet, die Wirkung von Eigenkapital mit geliehenem Geld aufzustocken oder, wie bei der Spekulation, Verpflichtungeb eingehen zu können, die man eigentlich nicht erfüllen kann. Beispielsweise Anleihen in der Höhe von 1 Mrd. Euro mit 100 Mio. Euro Eigenkapital zu besichern.

2. Greenspan: Weil er gemeinsam mit anderen Regulatoren eine stärkere Regulierung von Banken und Derivaten verhinderte (NYT, Manager Magazin, Washington Post). Diese Begründung wird gern von Verschwörungstheoretikern hochgespielt.

3. Lobby: Banken und andere Marktteilnehmer hatten a) kein Interesse an einer geregelten Börse, weil Intransparenz höhere Profitaufschläge ermöglicht; b) kein Interesse an Mindestreserven, weil das den Hebel reduziert hätte.

4. Informationsasymmetrie zwischen Zentralbanken und Marktteilnehmern. Die möglichen Regulatoren glaubten immer noch an ein Versicherungstool als CDS bereits zum Spekulationsobjekt geworden sind.

Jetzt ist es zu spät & zu früh die Schuld zu suchen. Zu spät weil nichts mehr getan werden kann. Zu früh weil es nicht viel bringt im Auge des Orkans nach Auslösern zu suchen.

CDS werden in Zukunft sicherlich reguliert, aber nicht verboten. Mit einer intelligenten Regulierung (Mindestrücklagen, offener Handel an einer Börse mit Clearing Funktion, etc.) sollte es möglich sein den positiven Aspekt der CDS zu erhalten ohne dass CDS selbst zum systemischen Risiko führen - siehe AIG, Investmentbanken. Wie das konkret aussehen soll werden wir in Zukunft sehen.

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