Dienstag, 17. März 2009

In den Untiefen des ... (Urschitz edition)

Josef Urschitz hat in der heutigen Presse einen Kommentar mit dem Titel "Deflation? Ist schon da!". Im Kommentar geht es um die Frage ob Asset inflation/asset deflation wichtig sei. Eine Diskussion die im Economist bereits vor 2005 geführt wurde (Überblick von Macroblog). Aber was Urschitz daraus macht zeigt von Unkenntnis grundlegender Zusammenhänge:
Die grundlegende These ist dass wir im Boom viel höhere Inflationsraten hatten und deshalb schon längst in einer Deflation stecken. Diese Argumentation vergisst, was die Inflationsrate messen soll: Nicht die Kaufkraft von Geld im allgemeinen, sondern die gegenwärte Kaufkraft eines spezifizierten Güterbündels.*

(...) die Konsumenten zurzeit in einem offiziell noch leicht inflationären Umfeld wie in einem klassischen Deflationsszenario reagieren und Konsum verweigern. Bei den Konsumenten ist der Rückgang der Vermögenspreise eben (anders als in der Inflationsrate) längst angekommen.

Hä! Nicht dass ich wüsste. Deflation ist aus dem Grund gefährlich, weil Horten den Wert des Geldes steigert. Die Anreizwirkungen sind dadurch katastrophal, weil niemand investieren oder konsumieren will und diese Entscheidungen in die Zukunft verschiebt. In dieser Welt sind wir definitiv noch nicht & wenn wir dort ankommen sollten, wird es nicht schön werden. Aber es wird besser:
Das führt zu ein paar unangenehmen Erkenntnissen. Zum Beispiel, dass die Notenbanken seit 2000 wegen der Fixierung auf die Verbraucherpreise einen katastrophal falschen Kurs gefahren sind und das jetzige Dilemma mitverursacht haben.
Dass die Zentralbanken - insbesondere die Federal Reserve - eine Zeit lang eine etwas lockere Geldpolitik gefahren sind ist heute klar. (Allerdings habe ich noch keine Realtime Studies gesehen, die die Informationen die die Zentralbanken damals hatten in ihre Analysen einbeziehen.) Allerdings sind die Aktienbubbles bereits vorher bei einer etwas restriktiven Geldpolitik gewachsen und der Ursprung des Hauspreisbubbles liegt auch vor der lockeren Geldpolitik. Die Ursache für die Krise liegt viel mehr in der mangelnden Regulierung, die zu Umgehungen und exzessiven Aufbau von systemischen Risken geführt hat. Da ist auch die beste Geldpolitik überfordert.

Und jetzt das Schmankerl, das sich Urschitz bis zum Schluss aufgehoben hat:
Und, dass unter Einrechnung der wahren Inflation alle Industriestaaten seit der Jahrtausendwende eine real schrumpfende Wirtschaftsleistung aufweisen. Die nur durch manisches „Gelddrucken“ übertüncht worden ist.

Das „inflationsfreie Wachstum“ war also eine schlichte Lüge. Es war weder inflationsfrei noch gab es Wachstum. Wundert sich jetzt noch jemand, dass die Welt derzeit so aussieht, wie sie aussieht?
Yeah!
Wann hat die Wirtschaftsleistung begonnen zu schrumpfen? Wann sind die Arbeitslosenraten gestiegen? Wann sind die Auslastungsgrade gesunken? In der Periode 2004-2007 oder ab 2008 verstärkt 2009?

Das ist schlichtweg Unsinn. Eine Vermögenspreisinflation hat per definition keinen Einfluss auf die Messung Wirtschaftsleistung und die Berechnung des Wirtschaftswachstum, weil dort Vermögenswerte nicht berücksichtigt werden! Diese werden in der Vermögensrechnung berücksichtigt: Die Wirtschaftsleistung ist eine Flussgröße und Vermögen ist eine Bestandsgröße. Daher muss die nominale Wirtschaftsleistung (Bruttoinlandsprodukt) immer mit dem Deflator für das Bruttoinlandsprodukt (ist nicht das Gleiche wie der Konsumentenpreisindex) auf reale Größen umgerechnet werden. Wowcwhabpc?





* Dies impliziert nicht dass die Nationalbanken nicht auch Vermögenspreise in ihre Politikfunktion aufnehmen sollen, wie vielfach gefordert.

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