Freitag, 12. September 2014

Inflation als Ausweg aus der säkulären Stagnation?

Der erste Kandidat für unkonventionelle Politik ist die Geldpolitik und das Infaltionsziel. Wie Tim Hartford von der Financial Times schreibt, könnte ein höheres Inflationsziel dazu beitragen die sekuläre Stagnation zu überwinden. Ein solches Vorhaben wurde auch von anderen, die ökonomischen Hokuspokus fern stehen (z.B. BallRogoffSchmitt-Grohe und Uribe) für die Überwindung der Krise vorgeschlagen. Auch Summers selbst betonte solche Politikmaßnahmen.

Eggertsson and Mehrotra argumentieren auf Basis eines theoretischen Modells, dass ein glaubwürdiges höheres Inflationsziel einen permanenten  Schock (der zu einer lang andauernden Liquidiätsfalle führt - säkuläre Stagnation) abfedern kann. Bei einem zu niedrigen Inflationsziel habe Geldpolitik wenig Wirkung in einer säkulären Stagnation. Aber auch Fiskalpolitik oder eine Umverteilung von Sparern zu Schuldnern hätte positive  Effekte (Anm.: negative Realzinsen führen implizit zu einer Umverteilung von Sparern zu Schuldnern). Eggertsson un Mehrota schliessen aus ihren Ergebnissen, dass

(...) a passive attitude towards a recession of the kind experienced by the world today is not appropriate. Our model of secular stagnation instead provides, in our view, a strong case for aggressive policy interventions that are aimed at increasing aggregate demand.   
Der Effekt eines höheres glaubwürdigen Inflationsziels wäre ein Stimulus. Bei Erwartungen, dass die Realzinsen lange negativ bleiben würde das geplante Sparen reduziert und in Konsum überführt. Die Diskrepanz zwischen Sparen und Investieren würde ausgeglichen. Gleichzeitig haben Nationalbanken mehr Spielraum für ihre Zinspolitik. Bei nominalen 0% Zins könten negative Realzinsen im Ausmaß von 4 % hingenommen werden. Das kann auch negative Wirkungen haben wie Hartford schreibt:

If all that makes you feel queasy, it should. As Prof Summers argues, unpleasant things have a tendency to happen when real interest rates are very low. Bubbles inflate, Ponzi schemes prosper and investors are reckless in their scrabble for yield. 
Dabei muss aber auch darauf hingewiesen werden, dass Blasen als solche nicht unbedingt irrational oder böse sein müssen. Baldwin und Teulings schreiben:
However, bubbles are not necessarily irrational. On the contrary, they might be a natural response of capital markets to a low real return on investment when fiscal policy does not respond to it.  
Also rationale Blasen könnten notwendig ist um Finanzmärkte ins Gleichgewicht zu bringen, wenn das geplante Sparvolumen die Nachfrage nach Krediten nicht decken kann. Hartford glaubt aus politökonomischen Gründen nicht an das 4% Ziel. (Auch wenn historisch falsch: nicht die Inflation hat letztlich zu den Erfolgen der Nazis geführt sondern die Sparpolitik von Brüning). Aber grossartige Alternativen hat er keine anbieten. Allein die Hoffnung, dass Summers falsch liegt:
One thing that need not worry anyone, though, is the prospect of an inflation target of 4 per cent. It will not happen. That is particularly true in the place where the world economy most needs more inflation: in the eurozone. The German folk memory of hyperinflation in 1923 is just too strong. That economic catastrophe, which helped lay the foundations for Nazism and ruin much of the 20th century, continues to resonate today.
What practical policy options remain? That is easy to see. We must cross our fingers and hope that Prof Summers is mistaken. 

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