Peter Michaelis - ÖIAG Alleinvorstand - spricht erstmals von der Möglichkeit der Insolvenz für die AUA (derstandard, diepresse). In der derzeitigen Situation - weniger Geschäftsreisen - unter Berücksichtigung der letzjährigen News verständlich. Allerdings sagt Michaelis auch, dass keine Fehler gemacht wurden, es sich nur um Fehleinschätzungen handelt. Fehleinschätzungen des Managements sind aber Fehler, oder?
1. Die Bestellung des Siemensmanagers Alfred Ötsch als CEO ist der ÖIAG anzulasten. Grund: keine Erfahrung in der Airlinebranche. Die Äusserungen von Alfred Ötsch zur wirtschaftlichen Situation der AUA im vergangen Jahr legen nahe, dass die Einschätzungen mit der Realität wenig Bezug hatten.
2. Grundlegender: der späte Verkauf der AUA. Eine Analyse des Airlinemarkts hätte die Erkenntnis bringen müssen, dass die Liberalisierung mit Verlusten der Wettbewerbsfähigkeit kleiner Airlines in kleinen Ländern einhergeht (z.B. Swissair, Sabena), die nicht mehr konkurrenzfähig gegen grosse Airlines mit mehreren wichtigen Flughäfen (Lufthansa, AirFrance, British Airways) und Billigfliegern sind. Spätestens die Fusion KLM-Air France und die Probleme von Alitalia hätten die Augen öffnen sollen. Die strategische Anbindung an die Lufthansa war nicht ideal.
Wenn das aus politischen Gründen nicht möglich war, stellt sich die Frage warum die ÖIAG überhaupt existiert und nicht einfach eine Sektion des BMWA ist, wäre billiger.
3. Auch grundlegender: Die unglückliche Rolle beim Verkauf an die Lufthansa, die manches mal an eine Farce erinnerte. Strategisch wären andere Bieter für den Flughafen Wien besser gewesen. Die Lufthansa ist der AUA vom Profil her zu ähnlich. München als zentraler Hub der Lufthansa spricht gegen eine wichtige Rolle Wiens im Lufthansanetzwerk. Für Britisch Airways, Air France etc. hätte Wien eine zentrale Rolle gespielt. Die Vorgänge waren so intransparent, dass man sich wundern muss, sollte die EU dem Verkauf ohne Probleme zustimmen.
Insgesamt hat Michaelis in Bezug auf Ötsch recht - fehlerhafte Einschätzung des Managements. Aber das Handeln der ÖIAG als Eigentumsvertreter scheint auch durch grobe Fehleinschätzungen gekennzeichnet, besonders die verfehlten Einschätzung des Airlinemarktes und die merkwürdigen Verkaufsverhandlungen, die etwas den Eindruck vermittelten als ob die Lufthansa von Anfang an den Zuschlag erhalten sollte.
Interessant ist in diesem Zusammenhang dass die AUA Führung Boni ausbezahlt bekommen soll. Wie diese sich berechnen ist mir unverständlich. Bei einem Fall des Aktienkurses können sie nicht an den Aktienkurs gebunden sein und bei der betriebswirtschalftlichen Schieflage der AUA können sie nicht am Ergebnis hängen. Vielleicht werden die Boni zufällig ermittelt. Dann ist aber die Anreizstruktur dahin. Man erkläre mir die Anreizstruktur solcher Prämien.
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