Samstag, 22. September 2012

Reichensteuern?

Keiner mag Steuern, insbesondere keine, die man selber zahlen muss. Höhere Steuern haben negative Auswirkungen. Abhängig von der Effizienz der staatlichen Leistungserbringung können Steuersenkungen zu größeren oder geringeren Effekten auf das Wachstum führen. Und unterschiedliche Steuern haben unterschiedliche Auswirkungen. Heute geht es vielfach um die Spitzensteuern.

Die Ankündigung von Francois Hollande eine in Frankreich eine "Reichsteuer" Einkommen über 1.000.000 Euro mit einem Spitzensteuersatz von 75% zu versehen hat zu internationaler Resonanz geführt (vgl. Presse). Hat eine solche Steuer negative Auswirkungen und führt sie zu negativen Wachstumsimpulsen?

Der Congressial Research Service hat eine Studie (pdf)veröffentlicht, die sagt klar und deutlich nein. Author
Thomas L. Hungerford fasst zusammen:

The evidence does not suggest necessarily a relationship between tax policy with regard to the top tax rates and the size of the economic pie, but there may be a relationship to how the economic pie is sliced.
Also Spitzensteuersätze haben weniger einen Einfluss auf das Niveau der Wirtschaftsleistung (somit auch Wachstum), sondern vor allem darauf wie die Wirtschaftsleistung über die Menschen verteilt wird. Klingt plausibel, denn Steuerpolitik ist immer Umverteilung. Auch die Umschichtung von Steuern, Steuererhöhungen und auch Steuersenkungen.

Wenn dem wirklich so ist, dann gibt es kaum gute ökonomische Argumente gegen höhere Steuern von Höchstverdienern (top 1% plus minus 1%) und auch nicht für Steuerschlupflöcher in der der Form von niedrigen und uniformen Kapitalertragssteuern (für Personen). Dann können nur mehr ideologische oder moralische Gründe für die Rechtfertigung zunehmender Einkommensungleichheit herhalten.


Diamond und Saez (2011) geben einen Überblick über ihre Leseart der Politikrelevanz der theoretischen Ergebnisse der jüngeren Literatur zur Optimalbesteuerung. Und wieder die Spitzensteuersätze für die Reichen. Ihre Schlussfolgerungen:
We obtain three policy recommendations from basic research that satisfy these criteria reasonably well. First, very high earners should be subject to high and rising marginal tax rates on earnings. Second, low-income families should be encouraged to work with earnings subsidies, which should then be phased-out with high implicit marginal tax rates. Third, capital income should be taxed. We explain why the famous zero marginal tax rate result for the top earner in the Mirrlees model and the zero capital income tax rate results of Chamley and Judd, and Atkinson and Stiglitz are not policy relevant in our view.
Ob da immer "beggar thy neighbour" mitgedacht ist? Wichtig ist auch der Kontext ... und der sieht in den USA ungefähr so aus:


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