Notizen und Gedanksplitter aus der Welt der Ökonomie und den Tiefen der Wirtschaftspolitik. Irrelevant, möchtegern-rigoros und kaffeehauskompatibel.
Donnerstag, 25. September 2014
Die langfristige Verschiebung der Kreditvergabe von Banken hin zu Immobilienkrediten
Auf FT-Alphaville diskutiert Matthew Klein die Bedeutung von Kredit für Wirtschaftskrisen. Dabei wird vor allem auf das Arbeitspapier von Jorda, Schularik und Taylor Bezug genommen, die auf Basis von 200 Rezessionsepisonden in 14 Ländern zeigen dass a) Finanzkrisen höhere Outputverluste aufweisen als normale Rezessionen und b) dass auf kredit-intensive Expansionen in der Regel tiefere und längere Rezessionsepisoden folgen.
In diesem Zusammenhang ist die Veränderung der Kreditvergabe von Banken interessant. Wie Klein zeigt, veränderte sich für die meisten Länder die Kreditvergabe von Banken von der Kreditvergabe an Unternehmen hin zum Immobiliensektor. Während die Veränderungen für Finnland, Dänemark, Schweden sowie Deutschland weniger dramatisch sind, zeigt sich für andere Länder (Frankreich, Italien, UK, Japan und Spanien) eine deutliche Verschiebung zum Immobiliensektor. Hier ist die Darstellung:
Im Text wird das kritisch gesehen vor allem weil diese Expansion nicht durch die Entwicklung der Hauspreise gedeckt ist (zumindest in den angloamerikanischen Ländern).
Allerdings sollte dies nicht nur im Kontext von Krisen. Blasen und anderen nicht nachhaltigen Positionen der Finanzwirtschaft gesehen werden, wie im Beitrag von Klein geschieht. Diese Expansion kann auch etwas mit langfristigen Veränderungen in der Wirtschaftsstruktur zu tun haben (Unternehmen haben geringeren Investitionsbedarf wegen geringerer Opportunitäten, Oligpolisierung der Wirtschaft, Verschiebung hin zu intangiblen Anlagegütern die nicht gut durch Bankkredite finanziert werden können, Einführung der Eigenkapitalregulierung, niedrige Eigenkapitalunterlegung von Banken 2007 im Vergleich zu 1928 usw.) oder mit der positiven Seite von Kredit. Kredit ermöglicht es jenen die noch kein Geld haben Investitionen jetzt zu tätigen und morgen dafür zu zahlen. Die zentrale Funktion eines funktionierenden Bankensystems ist es Ersparnisse in Investitionen zu verwandeln. Die Verschiebung hin zum Immobiliensektor ist eine interessante Tatsache, die in vielen Diskussionen um die Kreditvergabe von Banken leider selten aufgegriffen wird (zumindest habe ich auf die Schnelle nichts gefunden).
Diese interessanten Zahlen sagen wenig darüber aus ob Finanzsysteme fragil oder stabil sind. Aggregierte Zahlen bieten Anhaltspunkte, aber um präzise interpretierbar zu sein braucht es oft Mikroanalysen auf Basis von Daten zu Banken, Krediten und Kreditnehmern. Für Österreich gibt es da die Finanzmarktstabilitätsberichte der OeNB. Albacete und Lindner haben hierzu festgestellt, dass in Österreich die Haushalte kaum eine Gefahr für die Bankenbilanzen und die Finanzmarktstabilität darstellen, sofern nicht nachfragewirksame Effekte der Überschuldung auftreten. So eine Geschichte erzählen Sufi und Mian überzeugend für die Finanzkrise in den USA. Aber das ist eine andere Geschichte ...
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