Samstag, 9. Mai 2009

Wie produktiv waren Innovative Finanzprodukte?

Adam Posen und Marc Hinterschweiger versuchen diese Frage zu beantworten (hat tip Mark Thoma) und tun sich schwer dafür Evidenz zu finden. Es ist jedem klar, dass Finanzinnovationen nicht dazu geführt haben, dass Bankspesen gesunken wären, dafür hat die EU gesorgt und die Informationstechnologie. Also Regulierung. Aber für Unternehmen könnte sie ja was gebracht haben.

Wir erinnern uns die drei wichtigsten Funktionen eines Finanzsystems sind: (i) Kaufkraft von Haushalten mit Ersparnissen zu Unternehmen mit Investitionsprojekten zu kanalisieren, (ii) Unternehmekontrolle (corporate governance) und (iii) Risiken zu diversifizieren. Bei (iii) könnten sie ja was gebracht haben. Finanzprodukte wie CDS und CDOs sollten eine effizientere Allokation von Risiken ermöglichen. Die Re-allokation von Risiken sollte nichtfinanziellen Unternehmen erlauben sich auf produktivere Tätigkeiten stärker zu konzentrieren. Finanzunternehmen sollten stabiler sein weil illiquide Assets aus den Bilanzen verschwinden würden. Allerdings wie Posen und Hinterschweiger zeigen gibt es keinen wirkliche starken Zusammenhang zwischen Unternehmensinvestitionen und dem Markt für moderne Finanzderivate. Wie Abbildung 1 (von Posen und Hinterschweiger) zeit erhöhten sich die Investitionen in den USA zwischen 2003 und 2008 um ca. 25 %, während der weltweite Umfang von over-the-counter (OTC) Derivativen um 300 % sowie die Derivative, die von den 25 größten US Banken gehalten wurden um 170 % stiegen.



In der Tat waren bei ca. 90 % der Derivative Akteuere des Finanzsektors und nur bei 10 % Akteuere im nichtfinanziellen Sektor Gegenpartei bei OTC Geschäften. Und diesbezüglich meinen Posen und Hinterschweiger:
Had their usage by financial institutions generated either a boom in productive lending or a more resilient financial system, then, even if unused by nonfinancial companies directly, these new products could still have been productive. Since we have clearly seen the opposite over this time period, it is a revealing indicator that the nonfinancial companies for whom these products were prescribed did not themselves use them.
Dies bestätigt mich in der Vermutung, dass ein großer Teil dieser Produkte entweder spekulativ oder zur Regulationsarbitrage verwendet wurde. Wie immer in einem Pyramidenspiel erkennt man bei einer Blase, dass es sich um ein Pyramidenspiel oder eine blase gehandelt hat wenn das Spiel platzt.

Wie es scheint braucht der Finanzmarkt Regeln wie ein "normaler" Markt für etwas kompliziertere Güter wie Autos, Gebäude, Medikamente, Nahrungsmittel etc.:
We are already hearing warnings from the financial industry that government should be careful not to overreach in its attempts at reform, for fear of harming financial innovation. While that is a worthy principle, our belief is that the record of recent financial innovations acts as a warning to be skeptical about excessive claims that all financial innovation is worthwhile. What was advertised as something to redistribute risk, and thereby increase productive investment, generated little capital formation; what was supposed to benefit nonfinancial businesses was mostly used in a speculative game between financial players. In fact, given the gap between these products’ claims and their actual usage and impact, one has to wonder whether recent financial products are like the recalled weight-loss supplement Hydroxycut, the repeatedly crashing DC-10 aircraft, or the Chernobyl nuclear reactor design. If so, even if many financial innovations are beneficial, all of them need to be monitored over the long term, as well as scrutinized before issuance, by regulators for their safety and effectiveness.

4 Kommentare:

  1. Anonym22:27

    Fehlt bei der Einschätzung (also der blauen Kurve) nicht der Häusermarkt? So wie ich das verstanden habe, wurden die ganzen CDOs und CDSs dazu benutzt, um die ganzen Immobilienkredite zu "versorgen". Mit anderen Worten die innovativen Finanzprodukte waren notwendig, um den Boom auf dem Häusermarkt am Leben zu halten und das war ja von den US-Regierungen so gewünscht und wurde per Regulierung auch (indirekt) herbeigeführt.

    Jeder, der nach stärkerer Regulierung im Finanzmarkt ruft, muss sich darüber klar sein, dass ein stabiler Finanzmarkt in der Politik nicht die höchste Priorität hat. Die höchste Priorität in der Politik ist in 4 Jahren wiedergewählt zu werden - und das kann man mit einem ungesunden Boom auf dem Häusermarkt (oder im Aktienmarkt) ausgezeichnet erreichen.

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  2. nackenstütze12:27

    @ so halt. Soweit ich das verstanden habe gab es mortgage backed securities seit den 70ern. So wie Pfandbriefe. Der fancy stuff der CDO unterschied sich davon, dass die Wertpapiere strukturiert wurden. Die Strukturierung ermöglichte es "hochwertige" Wertpapiere aus "Schrott" zu basteln. Allerdings hat das nicht wirklich so funktioniert. Insofern bin ich nicht überzeugt, dass Finanzinnovationen nötigt waren um die Immobilienblase zu versorgen. Allerdings haben CDO und CDS mit dazu geführt, dass Banken angefangen haben Kredite zu keilen und Kreditstandards immer weiter gesenkt haben & damit den Prozess beschleunigt haben.

    Ich denke nicht, dass Regulierung immer mit den Prioritäten der Politik zu tun hat. Die Prioritäten wichtiger Interessensgruppen wie des Finanzsektors sind da ebenso wichtig. Auch der Finanzsektor hat kein Interesse an einem stabilen Finanzmarkt, wenn sie sicher sein können, dass sie im Notfall einen Bailout bekommen.

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  3. Anonym20:25

    @nackenstütze:

    Afaik wurden MBS schon immer tranchiert. Ursprünglich aber nicht mit dem Ziel das Kreditrisiko zu verringern ("credit enhancement"), sondern mit dem Ziel das Risiko außerplanmäßige Tilgungen und Zinsen zu separieren.

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  4. @ketzerisch:

    danke. Klingt plausibel. Eine solche Tranchierung würde auch nach der Krise und bei hochwertigen Hypotheken Sinn machen.

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