Samstag, 2. Mai 2009

Boring Banking in der großen Depression

Nachdem einige Kommentatoren (insbesondere Paul Krugman) ein zurück zum "boring banking" gefordert haben & ich diese Idee eigentlich gut finde, wäre es einmal angezeigt anzuschauen wie normale Banken und Investmentbanken in der USA von der Großen Depression betroffen waren.

Die USA stellen dabei ein interessantes Beispiel dar, weil mit der Verschärfung des Glass-Steagall-Acts 1933 die bis dahin in den USA vorherrschenden Universalbanken per Gesetz aufgelöst wurden und sich als Geschäfts- oder Investmentbanken neu definieren mussten. Dies betraf aber nur einige wenige der großen Banken. Die meisten Banken waren ohnehin nur Geschäftsbanken ohne Investmentaktivität.

Daniel Gros hat auf VOX-EU einen hochinteressanten Beitrag, der diese Situation beleuchtet. Der Beitrag zeigt, dass "boring banking" viel robuster ist als allgemein angenommen und dass vor allem jener Teil des Finanzsektors der mit Investmentbanking und Trading in Zusammenhang steht durch die große Depression besonders getroffen wurde. Dies legt zwei Dinge nahe: Eine Trennung zwischen Geschäfts- und Investmentbanking wie durch den Glass-Steagall-Act könnte das Banksystem noch robuster machen und vielleicht müssen wir uns um die österreichischen Banken weniger Sorgen machen als angenommen, denn ihre Probleme sind eher "boring" als "fancy".

Doch zurück zum Argument:


Obwohl alle davon sprechen, dass die Bankenkrise in den USA die große Depression mitverursacht hat zeigt Gros, dass
a) die meisten Bankinsolvenzen durch eine hohe Insolvenzquote für die Einleger gekennzeichnet waren.
b) die Zahl der Bankinsolvenzen zwar hoch war, aber dadurch, dass die Zahl der Banken viel größer war heute, der Effekt der Bankinsolvenzen ungefähr 4% aller Depositen betroffen hat. Daher wurde in der Folge die FDIC gegründet, welche eine Einlagensicherung bereitstellt.
c) die meisten Geschäftsbanken in der großen Depression profitabel waren.

Besonders letzteres legt nahe, dass das Bankensystem doch stabiler war als oft angenommen.
Figure 1. Profits in US during the 1930s (before tax as % of GDP)

Wie Fig. 1 zeigt haben sich die Profite der Geschäftsbanken in der Finanzkrise zwar um 40 % reduziert, allerdings sind die meisten Banken profitabel geblieben. Im Gegensatz dazu hat die Realwirtschaft zwischen 1931 und 1933 aggregiert erhebliche Verluste geschrieben ebenso wie der Finanzsektor ohne Banken zwischen 1930 und 1935. Dies zeigt, dass auch in der Großen Depression nicht primär die Geschäftsbanken sondern andere Finanzaktivitäten die mit dem Kapitalmarkt im Zusammenhang stehen gelitten haben. Wie Gros ebenfalls zeigen die Muster der Profite, dass "boring banking" bis 2007 eine relativ konstante Profitentwicklung hatte, der Anstrieg der Profite im Finanzsektor bis dahin sei im Wesentlichen auf Investmentbankaktivitäten und Trading zurückzuführen, die mark-to-market bilanzieren und dadurch nichtrealisierte Gewinne als Gewinne ausweisen.

Die heutigen Kreitabschreibungen werden weltweit auf 5,1 % des Kreditvolumens geschätzt. Laut Gros war die Situation in der großen Depression nicht sehr viel schwerer. Auch die heutige Krise ist eher eine Krise des Kapitalmarkts als eine Krise des "boring bankings". In Universalbanken kann aber der die Tätigkeit des "boring bankings" durch Investmentbanking beeinträchtigt werden. Daher schlägt Gros vor in Zukunft Geschäftsbanken und Investmentbanken voneinander zu trennen:

The resilience of “normal” banking operations to a recession or even a depression strengthens the case for a separation of commercial and investment banking activities. The classic banking operations of deposit-taking and lending tend to remain profitable even under stressed conditions. But this classic function of banking would not be such a cause of concern today if the investment banking arms of banks had not gotten into trouble by investing in “toxic” assets. At present, the authorities in both the US and Europe have little choice but to make up for the losses on “legacy” assets and wait for banks to earn back their capital. But to prevent future crises of this type, policymakers should make sure that losses from investment banking arms cannot impair commercial banking operations.

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