Donnerstag, 19. März 2009

Die Debatte über AIG Bonuszahlungen

In Österreich wird über Managergehälter in der Krise diskutiert. Eine Diskussion die ich für grundsätzlich für interessant halte. Aber primär werden in dieser Diskussion nur die moral-politische Neidkomplexe der Linken und Rechten bedient, was die Diskussion eigentlich fad macht. Interessanter ist da jetzt was in der Diskussion über die Boni der AIG Mitarbeiter in den USA abspielt. Neben den moralistischen Ereiferungen fallen geht es vor allem um die Anreizwirkungen der Bezahlung, die auch zur Krise geführt hat.

AIG hat 165 Millionen $ - das ist weniger als 0,1 % - der gesamten staatlichen Gelder die AIG in der einen oder anderen Form zugeflossen sind. Aber es könnte sein, dass diese 165 Millionen $ das Fass zum überlaufen bringen, wie James Kwak auf Baseline Scenario meint. Aber um das in Perspektive zu setzen, wie auf Compulsive Theorist gemacht entspricht das ca. 1% der Verluste durch Eigentumsdelikte in den USA im Jahr 2006. Das heisst allerdings auch dass AIG alleine das 10-fache an Staatsgeldern erhalten hat als alle Eigentumsdelikte in den USA innerhalb eines Jahres an Schaden verursachen.

Allerdings haben tausende und abertausende Verbrecher zu den ca. 17 Mrd. $ Schaden aus Eigentumsdelikten beigetragen, während etwa ein- zweihundert Leute bei AIG den Schaden von 170 $ Mrd $ für den amerikanischen Steuerzahler generiert haben. Und diese Boni waren gerade eines der Anreizinstrument der zum Fiasko auf den Finanzmärkten im Allgemeinen und von AIG im Besonderen geführt hat. Perves ist die Bonuszahlung auch deswegen weil AIG praktisch insolvent ist. AIG überlebt nur weil AIG an die Dollarkammer des amerikanischen Finanzministeriums angeschlossen ist und der Regierung jetzt fast 80 % des Unternehmens gehören. Dies zeigt klar und deutlich, dass

1. Dass der politische Einfluss der Banken und Wall Street ungebrochen ist. Die amerikanische Regierung hat es trotz Ankündigung nicht geschafft, diese Boniverträge für die Zeit der staatlichen Unterstützung auszusetzen.

2. Die Unfähigkeit der Regierungen etwas anderes zu tun als mit dem Kübel Geld in die Banken und AIG zu schaufeln stellt sich als fehlerhafte Strategie dar. Es wird alles getan um die Effekte auf die Unternehmen die gerettet werden zu minimieren. Manager, Beschäftigte und Kreditoren werden geschützt und erzeugen die Erwartung immer gerettet zu werden. Heute könnte man - im Gegensatz zum Herbst - anders vorgehen.

3. Dass die Selbstherrlichkeit der Banker ungebrochen ist. Bei einem Verlust von 170 Mrd. $ kann man nicht von den besten Mitarbeitern sprechen, die gehalten werden müssen. Blick Log hat dazu etwas mehr. In einem Arbeitsmarkt mit praktisch insolventen Arbeitgebern, kann darüberhinaus von kompetitiven Headhunting wenig Rede sein.

Im übrigen ist jetzt die Zeit gegen Moral Hazard vorzugehen und zu regulieren. Auch wenn die Lobby von Banken und Kapitalmärkten stark scheint, schwächer als jetzt wird sie nicht sein. Wie Willem Buiter meint:
It is better to over-regulate now and subsequently to correct the mistakes than to risk another era of self-regulation and soft-touch under-regulation of financial markets, instruments and institutions.
Und eine weniger insider-orientierte Politik scheint jetzt notwendig zu werden. Die Umwandlung nachgereihten Kredits in Aktien, wäre ein Möglichkeit. Bei den Risikoaufschlägen die für solche Wertpapiere bezahlt werden, scheint dies ja schon fast eingepreist zu sein. Es gilt zu bedenken wie von Simon Johnson auf den Punkt gebracht:

The road to economic hell is paved with good intentions and bad banks.

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