Freitag, 27. Februar 2009

Kreditklemme?? Private Equity statt Bankredite???

Jedenfalls hat es in Österreich bis Dezember nicht nach einer Kreditklemme ausgesehen, wie die OeNB in einer Presseaussendung feststellt.



Im Dezember ist das Kreditvolumen für inländische Unternehmen um 2% gegenüber dem Vormonat gestiegen. Eine höhere Wachstumsrate findet sich in der ganzen Tabelle nicht. Auch wenn wir hier Angebot und Nachfrage nicht auseinanderdividieren können, bedeutet dies, dass eine mögliche Kreditklemme nicht in Sicht war. Ein Eindruck der durch eine weitere Presseaussendung noch weiter bekräftigt wird, in der festgehalten wird, dass durch die Zinssenkungen der EZB die Zinssätze auch die Kreditkonditionen für Unternehmen attraktiver wurden, insbesondere für Kleinkredite für kleinere Unternehmen.
In einer Rezession ist davon auszugehen, dass sei es Angebot und Nachfrage nach Krediten zurückgeht, wenn Banken vorsichtiger werden und Unternehmen Investitionen verschieben bzw. ihre Aktivitäten zurückschrauben. Dies würde bedeuten, dass selbst ein kleiner Rückgang des Kreditvolumens kein Indikator für eine Kreditklemme sein muss. Interessanterweise steht in der OeNB-Presseaussendung in der Fussnote folgendes:

rückt die vorliegende Erhebung (bei rd. 380 österreichischen Banken, die über 95% der Bilanzsumme des österreichischen Bankensektors repräsentieren) vor allem die Nachfrageseite bzw. den teilweisen Ausfall der Kapitalmarktfinanzierung und die daraus resultierende höhere Nachfrage der Unternehmen nach Krediten in den Vordergrund.

Ungefähr zur gleichen Zeit spricht Jurgen Marchart von der AVCO (Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation) im Standard davon dass die Banken ihre Kreditvergabe einschränken:
Auch AVCO-Mann Machart schätzt die Lage derzeit nicht nur negativ ein und hat dazu ein weiteres gewichtiges Argument an der Hand: "Nachdem die Banken jetzt - auch wenn sie es nicht zugeben - restriktiver bei der Kreditvergabe sind, könnten die Investitionen noch steigen."

Privates Eigenkapital als großflächige Alternative zu Krediten, das widerspricht allen meinen Vorteilen über Unternehmensfinanzierung. (1) Sind nicht Bankkredite insbesondere für kleine Unternehmen (= jene die nicht an der Börse notieren) viel billiger als jede Form der Eigenkapitalfinanzierung. (2) Steuerlich ist Fremdkapital gegenüber Eigenkapital besser gestellt, weil Kreditzinsen gewinnmindernd sind, die Eigenkapitalverzinsung aber nicht. (3) Kommt Private Equity/Venture Capital - auch wenn als Mezzaninkapital vergeben - nur für einen verschwindend geringen Teil der Unternehmen in Frage, bei denen es einen sehr hohen Finanzbedarf gibt, der nicht durch Kredite und Gewinne gedeckt werden kann, und potentiell eine sehr hohe Rendite gibt. Dies ist notwendig um die Kosten der Selektion und des Monitoring der Unternehmen durch die PE/VC Firma zu decken. (4) Muss schlussendlich jede Investition durch Eigenkapital gedeckt werden. Das heisst, dass Bankkredite nur vorübergehend Liquidität zur Verfügung stellen und für Investitionsvorhaben nur bei genügend Sicherheiten von der Bank vergeben werden können(!). Für Branchen mit geringen Sachanlagen sind Bankkredite denkbar ungeeignet.

Dies impliziert auf der einen Seite, dass PE/VC nur sehr spezifische Unternehmen finanzieren kann: (a) Wachstumsfirmen insbesondere in Technologiesegmenten, (b) Management buy-outs oder (c) Restrukturierungen bestehender Unternehmen in Schieflage, deren Produkte Potential haben. Auf der anderen Seite lautet die Implikation, dass für die Zukunft (Dienstleistungen, technologieorientiere Unternehmen) marktbasierte Finanzierungsformen immer wichtiger werden. Hier ist Marchart zuzustimmen, was die rechtlichen Rahmenbedingungen für PE/VC betrifft (siehe auch):
Gebremst fühlt man sich in der Branche nach wie vor durch die rechtlichen Rahmenbedingungen. Diese seien weiterhin ungelöst, sagt Jürgen Machart. Lange wurde die Industrie vom Mittelstandsfinanzierungsgesetz geregelt, das 2007 auslief und von einer Übergangslösung abgelöst wurde. (...) Eine neue Regelung ist derzeit in Begutachtung, "da gibt es noch Optimierungsbedarf", so Machart. Solange die Lage für Investoren nicht geklärt sei, werden selbige zumindest nicht unmittelbar angezogen (...)

1 Kommentar:

  1. Anonym01:28

    Keine Heuschrecken, lieber gute Banken, die unsere KMUs unterstützen.

    AntwortenLöschen