Wer behauptet, Zinserhöhung gegen Ölpreisanstieg sei wie mit Kanonen auf Spatzen schießen, verkennt dabei Ursache und Wirkung. Das billige Geld der Notenbanken ist - neben der steigenden Nachfrage - der wichtigste Treiber der Notierungen. Die Zusammenhänge sind dabei relativ einfach: Die Währungshüter sorgen für negative Realzinsen und versorgen die Banken mit unlimitierten Geldspritzen. Angesichts der unrentablen Veranlagungen im Euro-, Dollar- oder Yen-Raum begeben sich die Rendite-Jäger auf Pirsch in die Schwellenländer und/oder auf die Rohstoffmärkte. (...)
Die Folgen dieser Zusammenhänge werden unterschätzt. „Easy Money" heizt nicht nur die Preise an den Märkten an, es führt auch zu massiven Kapitalflüssen in die Schwellenländer, in denen die Wirtschaft überhitzt. Die betroffenen Staaten - von Asien, über Südamerika bis Afrika - sehen sich gezwungen, der davon ausgehenden Teuerung entgegenzuwirken, und erhöhen die Zinsen. Doch damit werden Veranlagungen in den Staaten noch attraktiver, während die Exporte unter der Aufwertung der lokalen Währungen leiden. Das ist ein gefährliches Gemisch und eine Bedrohung für die Weltwirtschaft, selbst wenn der bereits ausgerufene Währungskrieg bisher nicht ausgebrochen ist.
Dem kann ich nicht ganz folgen. Geldpolitik ist zentral aber Inflation nicht alles. Die Rohstoffpreise steigen, weil die internationale Konjunktur sdynamisch ist. Dies hat nicht nur mit der lockeren Geldpolitik in den USA und Europa zu tun. Länder, deren Wettbewerbsfähigkeiten auf Rohstoffen beruht, erleben dadurch natürlich inflationäre Schübe. Dem gegenzusteuern oder Inflation zuzulassen ist eingebettet in deren Wirtschaftspolitik.
Ein Zinsschritt in der Eurozone ist bei einer Zentralbank, deren zentrales Ziel eine Inflationsrate von 2 % ist natürlich notwendig um glaubwürdig zu sein. Allerdings wenn man die Divergenz der wirtschaftliche Entwicklung in Europa ansieht, so ist der Zinsschritt nicht ungefährlich. Für die Südeuropäischen Länder ist der Euro überbewertet, für Deutschland und Österreich unterbewertet. Vor der Krise war die Inflationsrate in Irland 5 %, darauf hat die EZB nicht reagiert, weil in D und AT kaum inflationäre Tendenzen erkennbar waren.
In Europa könnte ein Inflationsziel von 5 % jetzt angemessen sein um die drammatischen Anpassungsprozesse bei den realen Lohnstückkosten in Europa zu vereinfachen. Denn die Inflation findet vor allem in den "Boomländern" statt und die PIGS konnten ihre Reallöhne ein bisschen anpassen ohne Nominallöhne senken zu müssen. Realwirtschaftlich motiviert könnte die Geldpolitik der EZB auch anders aussehen, ohne ihre Glaubwürdigkeit zu verlieren. Es kommt nur auf die Kommunikation drauf an. Manchmal ist Inflation nur ein Husten gegenüber anderen möglichen realwirtschaftlichen Auswirkungen. Wenn es für Irland, Griechenland, Spanien und Italien langfristig keinen Sinn macht Mitglied in der Eurozone zu sein könnten dies zu Verwerfungen führen. Allein auszusteigen könnte für die Länder Selbstmord sein, aber einen gemeinsamen Paralell-Euro einzuführen könnte für die Länder vorteilhaft sein. Dann hätte Europa aber einen innereuropäischen Wahrungskrieg.
Dies ist natürlich unbegründete Spekulation, zeigt aber, dass die Glaubwürdigkeit der Geldpolitik in unterschiedlichen Ländern sehr unterschiedlich sein kann, wenn eine restriktive Geldpolitik nicht nur Auswirkungen auf die Sparguthaben und Zinsen sondern auch auf die Arbeitslosigkeit und das reale Wirtschaftswachtum hat.
Überdies verkennt Schnauder, dass ein unilateraler Europäischer Zinsschritt, das globale Problem nicht löst. Solange die USA eine lockere Geldpolitik fahren, kann die EU nicht wirklich glaubwürdig gegensteuern ohne wieder unilateral volkswirtschaftliche Kosten dafür zu übernehmen.