Montag, 2. März 2009

Nationalisieren: Der Staat als Heuschrecke

Nationalisieren - was heisst das für skeptische Befürworter einer Bankennationalisierung wie mich? Sicherlich nicht das was sich Christian Felber sich darunter vorstellt. Ich stelle mir den Staat als Heuschrecke vor.

Der Felber'sche Vorschlag der demokratischen Banken ist gutgemeint, aber meineserachtens vollkommen unpraktikabel. Das größte Problem ist wahrscheinlich die Kontrolle des Managements dieser Banken. Wenn sogar "sophisticated investors" Banken schlecht steuern können - das Problem der Unternehmenskontrolle, welches von Luigi Zingales als zentrales Problem identifiziert wird - was passiert dann mit der Steuerung durch "unsophisticated" Agenten. Letztlich würde ich mir erwarten, dass die Kontrolle dieser Banken den Parteien ausgeliefert würde. Ob man das demokratisch nennen kann sei dahingestellt, effizient ist es sicher nicht. Da finde ich den Vorschlag eines mixed oligopoly von John Quiggin besser. Die ökonomische Logik von öffentlichen Gütern verlangt nicht die Produktion von öffentlichen Gütern durch öffentliche Unternehmen, sie verlangt nur, dass diese möglichst effizeint zur verfügung gestellt werden. Hier kann effektiv eingesetzte Regulierung zentral sein. Die billige Kreditvergabe kann eher durch den Wettbewerb kleiner privaten Banken mit großen privaten Banken gewährleistet werden.

Zurück zu dem was soll der Staat tun. Er soll als Heuschrecke agieren. Die Banken billig im Zuge eines Insolvenzähnlichen Verfahrens übernehmen. Damit die Eigentümer und das Management ersetzt werden können. Die Bank restrukturieren und über die Zeit bringen, bis die marktgängigen Assets wieder an Wert gewinnen, dann verkaufen um die Kosten für die Steuerzahler möglichst gering zu halten.

Warum? Im wesenlichen gibt es drei Möglichkeiten mit insolventen Banken umzugehen:

1. Man könnte die Marktkräfte spielen lassen und die insolventen Banken untergehen lassen. Auch ich stehe dieser Möglichkeit positiv gegenüber. Allerdings hat das Nichtretten von Lehmann Brothers aufgezeigt wohin das führen könnte. Nach einem Zusammenbruch der Bank of America und der Citigroup würden wir höchstwahrscheinlich einen totalen Zusammenbruch des Finanzsystems erleben, dessen Auswirkungen im Moment unvorstellbar erscheinen – auch für die reale Wirtschaft.

2. Könnte man gutes Geld in die schlechten Banken werfen. Durch das Sozialisierung der Verluste der wenigen schlechten Banken würde das Finanzsystem stabilisiert. Der reinigende Effekt wäre gering. Management und Aktionäre würden langfristig wenig berührt werden und die Zombie-banken würden weiterleben. Die Strukturen würden sich kaum ändern und nicht nur die Personen dieselben bleiben sondern auch die Anreize. Die Banken würden weiterhin ihre alten Spielchen spielen und darauf hoffen, dass die toxischen Assets nur vorübergehend unterbewertet waren.

3.Die dritte Möglichkeit ist die Verstaatlichung. Verstaatlichung ist aber wahrscheinlich das falsche Wort, weil in allen ernstzunehmenden Vorschlägen der Staat die Eigentümerfunktion nur temporär übernehmen würde. Dennoch ist Verstaatlichung das richtige Wort. Es ist wie unsinnig anzunehmen, das große Finanzinstitute – Universalbanken wie Citibank - mit dem gleichen Verfahren abgewickelt werden könnten, das die amerikanische FDIC. Nur der Staat – mit seinem Anspruch auf zukünftiges Arbeitseinkommen (=Steuern) und damit zusammenhängenden seiner finanziellen Potenz – kann derzeit diese Institutionen übernehmen reorganisieren und gleichzeitig als glaubwürdiger Vertragspartner fungieren.

Eine Verstaatlichung löst nicht alle Probleme, insbesondere nicht jene wie eine Bank zu führen ist, allerdings würde eine kurzfristige staatliche Übernahme Probleme des moral hazard lösen, indem das Problem des „to big to fail“ so umgeschrieben wird, dass dies nur für das Bankensystem, aber nicht das Management und die Aktionäre einzelner Banken gilt. Wahrscheinlich auch die billigste Variante. Weiters könnte eine Verstaatlichung der zu grossen Banken dazu genutzt werden diese in kleinere Banken aufzubrechen und damit auch ihre politische Macht zu brechen. Dies ist allerdings nur für die USA nur annähernd möglich. In Europa kann man sich nichteinmal auf eine vernünftige Europäische Bankenaufsicht für jene Banken die multinational in der EU unterwegs sind einigen.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen