Dienstag, 5. Mai 2009

Alle lieben die Finanztransaktionssteuer

SPÖ. FPÖ. Gruene. ÖVP. ATTAC. Presse. Standard. Krone. Der Papst und meine Oma. Aber die meisten - vermute ich mal - fühlen eher warum. Es wird ihnen warm ums Herz. Aber sie wissen nicht warum. Es geht gegen die bösen Spekulanten bzw. vielleicht darum Steuergelder für eine gute Sache bereitzustellen.

Ich denke dass Wissen besser als Gefühl ist:

1. Eine Finanztransaktionssteuer unterscheidet nicht zwischen "guten" und "spekulativem" Handel.
2. Sie ist das falsche Instrument um Währungsspekulation einzudämmen. Bei einem Steuersatz von 0.1% wird sie nichts gegen Spekulative Attacken ausrichten die auf Ab- oder Aufwertungen im Prozentbereich wetten. Sie verhindert auch nicht Zinsarbitrage zwischen Ländern.
3. Neuere wissenschaftliche Ergebnisse kommen zum Ergebnis, dass Transaktionssteuern die Volatilitäten an Märkten nicht reduzieren. Wenn sie das gehandelte Volumen reduzieren können sie die Volatilität sogar erhöhen.* Spekulation wird durch Erwartungen getrieben. Ob eine kleine Steuer Erwartungen verändern kann? Da bin ich mir nicht wirklich sicher eher skeptisch.
4. Sie ist eine Transaktionssteuer und reduziert dadurch die Liquidät von Märkten, die zentral für Geldpolitik ist **. Gute Märkte sind liquide. (Daher wäre ich auch für die Abschaffung der Transaktionssteuern bei Wohnungskauf und -verkauf, die sinnvollerweise durch eine Vermögenssteuer zu ersetzen). Diesbezüglich ist die Tobintax vielleicht sogar anachronistisch, denn der wirtschaftspolitischen Autonomie von Staaten hat sich seit den 60er Jahren grundlegend verändert.

Warum könnte sie dennoch gut sein. Vielleicht weil man mit einer Finanztransaktionssteuer etwas mehr wirtschaftspolitische Autonomie herstellen kann? Ich bleibe skeptisch. Globalisierung hat zuviel Gutes gebracht.

Ich habe nichts gegen das Ziel die Einkünfte zur globalen Umverteilung zu verwenden. Dann wäre aber eine globale Vermögenssteuer eine ehrlichere Lösung aber vielleicht undurchsetzbar.

Regulierung ist wahrscheinlich viel effektiver um Spekulationen zu unterbinden. Und Märkten sollte man nicht prinzipiell zu misstrauen. Auch Sozialisten sollten ihren Hayek gelesen habe.



* z.B. Hau (2006), The Role of Transaction Costs for Financial Volatility: Evidence from the Paris Bourse, Journal of European Economic Association (June 2006)

** Grahl, Lysandrou (2003) Sand in the wheels or spanner in the works? Cambridge Journal of Economics, 597-620

1 Kommentar:

  1. Anonym14:15

    Auch die Deutschen Grünen lieben die Tobin-Steuer:

    http://verlorenegeneration.wordpress.com/2009/02/23/die-krise-der-grunen/

    AntwortenLöschen