Wie in den letzten Posts (1,2) bereits angesprochen wird im UK und den USA jetzt heftig über eine Verstaatlichung diskutiert.
Das Kernproblem ist die Bewertung der Banken. Das letzte Jahr hat zu einer Erosion des Marktwerts von Banken geführt. Hier ist eine Bloomberggrafik (von Joshua Gans von Core Economics - update siehe: 1,2):
Kein schönes Bild. Private Investoren denken, dass Banken kein gutes Investment sind.
Das Problem ist, dass einige Banken praktisch insolvent sind. Das macht die Möglichkeit zunichte toxische Papiere zum Marktwert aus dem Bankensystem zu entfernen. Jede Lösung die aber einen Preis über dem Marktwert beinhaltet ist ein großes und grosszügiges Geschenk and Bankmanager und Aktionäre.
Ein Bail-out der Banken ist keine marktwirtschaftlichen Lösung und ist teuer. Der Steuerzahler übernimmt die Rechnung. Eines der Argumente für den Bail-out ist, dass ein Bail-out eine Verstaatlichung verhindert. Aber warum? Wenn eine (temporäre) Verstaatlichung billiger ist als ein Bail-out und dazu noch Anreize für Bankmanager und -eigentümer gibt sich in Zukunft anders zu verhalten, dann ist ökonomisch eine Verstaatlichung dem Bail-out vorzuziehen. Diese Banken waren zu sehr daran orientiert schnelles Geld zu machen und haben sich zu großen Risiken ausgesetzt. Dies hat zu einer Situation geführt, in der die Insolvenz der Banken nicht nur nationale sondern auch das globale Finanzsystem bedroht. Den Banken jetzt einfach Steuergelder in den Rachen zu stecken würde ein schlechtes Zunkunftssignal an andere Banker oder Finanzmarktakteure geben. Es würde ihnen sagen, egal was ihr tut, wir lassen euch nicht hängen. Das wäre fatal. Es geht nicht darum die gegenwärtigen Aktionäre oder Manager der Banken zu retten, denn diese haben versagt. Es geht darum das vitale Bankensystem wieder zum Leben zu erwecken. Hier haben die Interessen der Eigentümer und Manager nichts verloren, wie John Quiggin schreibt:
Financial restructuring is going to be a huge challenge, involving both a radical redesign of national regulations and the construction of an almost completely new global financial architecture. To attempt this task while leaving the banks under the control of discredited managers nominally responsible to shareholders whose equity has, in the absence of massive transfers from taxpayers, been wiped out by bad debts, seems like doing live electrical work while wearing a blindfold and standing in a pool of water.
Willem Buiter meint, dass nur eine volle Verstaatlichung (mit Austausch des Managements) das Ruder rumreisen kann:
But I believe that costly partial state ownership and the fear of future state ownership (partial or complete) are themselves discouraging banks from lending… If a bank has no option but to take the government’s money, it will try to repay it as soon as possible - to get the government out of its hair. Such a bank will therefore be reluctant to take any risk, including the risk of lending to the non-financial private sector. Such a bank will hoard liquidity (sometimes in the form of deposits/reserves with the central bank) to regain its independence from the government. Still independent banks will hoard liquidity to stay out of the clutches of the government.
Hans-Werner Sinn - kein expliziter Vertreter der Vollprivatisierung - schreibt dazu über das deutsche Bankenpaket:
Faced with the choice of reducing business or seeking to return to previous volumes by accepting government equity, bank executives will opt for the first alternative in order to avoid cutting their own salaries. In doing so, the executives will not even be acting against the interests of their own shareholders.
Daher wäre es jetzt an der Zeit Transparenz herzustellen. Vor der Verstaatlichung müssen die Banken ihre toxischen Postitionen vollständig abschreiben und dann erst soll der Staat Eigentumsrechte übernehmen. Staatliches Eigentum, damit dann keine Aktionäre auf die Idee kommen, gegen die Reorganisation zu klagen.
Economist’s Free Exchange blog meint dazu
Time to quit mucking around and make with the nationalisations.
Also könnte man schon von Konsensus sprechen. Die Aufgabe ist gross. John Quiggin sagt:
What’s needed in the present case is not only to fix the problems of individual banks, problems on a much bigger scale than have been seen before (even in the lead-up to the Great Depression, the financial sector played a smaller role in the economy than in the recent bubble), but to reconstruct a failed global financial system. It’s kind of like rewiring an electrical system in near-meltdown, while keeping the power on (this is possible, but tricky and dangerous). The job is likely to be much slower than the rescues (.. proposes ...), and the institutions that emerge from it will be very different from those that went in.
Ökonomischen Argumente für eine Verstaatlichung gibt Josua Gans. Die Effizenz staatliches Handeln hängt von ab von einer Reihe von Bedingungen. Zum einen hat der Staat durch das Besteuerungsmonopol die Möglichkeit gegen systemische Risiken zu versichern und billiger Geld aufzunehmem (Gant and Quiggin (2003), 'Public investment and the risk premium for equity',Economica , 70) und die Analyse von King und Pitchford basierend auf der moderenen Theorie der Unternehmung,g, die Besagt, dass es optimal ist Eigentumsrechte an den Agenten zu vergeben, der essentiell ist und der zentrale, schwierig kontraktierbare Aktionen setzt. Externalitäten sprechen für Staatseigentum und mangelnde Kontrolle für staatlich eingesetzte Manager für eine Privatisierung.
Zusammenfassend: Wenn Restrukturierung notwendig ist, wird jemand dafür zahlen müssen. Es ist besser dies koordiniert durch eine transparente Politik zu machen, als durch schrittweise ad hoc Maßnahmen. Verstaatlichung sollte primär als Element einer billigen Bereinigung des Systems gesehen werden, ohne langfristig den Traum verstaatlichter Banken zu träumen. Die auf die Verstaatlichungswelle folgende Privatisierungswelle sollte die Aufgabe haben, die Steuergelder die für die Sanierung eingesetzt wurden wieder von privaten Investoren zurückzuholen.
Das wäre immer noch Enteignung.
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